Weinbau und Steinriegel
Die Landschaft des Ortes wird von zahlreichen Steinriegeln aus Muschelkalk geprägt, wobei die ältesten Steinriegel so alt sind, wie die ersten Weinberge in Oberstetten. Mit mühevoller Handarbeit wurden wahrscheinlich vor mehr als tausend Jahren viele Tonnen Steine aus den Weinbergen gelesen.
Durch die Bewirtschaftung der Hänge und Nutzung dieser als Weinberge wurden die Steine aus Muschelkalk von mittlerer Größe mit der „Fedderhawe“ (Federhaue), die kleineren mit der „Reidhawe“ (Rodungshacke) aus dem Boden geholt. Anschließend wurden diese dann an den Grundstücksgrenzen abgelagert und aufgesetzt.
Im Laufe der Jahre entstanden so mächtige Riegel. Mit etwas Fantasie kann man sich auch heute noch die Schinderei der damaligen Weinbauern bei der Urbarmachung der Flächen vorstellen. Diese oft mehrere Meter hohen und breiten Ansammlungen hatten den willkommenen Nebeneffekt, das Klima zu regulieren. Die Steine heizten sich tagsüber auf, speicherten die Wärme und wenn in den klaren, aber oft sehr kalten Frühlingsnächten die Blüten der Reben vom Frost bedroht waren, gaben sie nachts die Wärme wieder ab. Zusätzlich hielten sie kalte Winde von den Nutzflächen ab.
In manchen Steinriegeln sind heute noch Reste von alten Weinberghütten zu erkennen. Diese dienten früher zum Schutz und zum Aufbewahren der Gerätschaften, welche für die Bewirtschaftung der Weinberge benötigt wurden. Selten fehlte in diesen Hütten das Mostloch, wo man Vesper und Getränke kühl aufbewahren konnte.
Auf den Steinriegeln entstanden ökologisch wertvolle Biotope, in denen viele bedrohte Tierarten ihre Heimat gefunden haben. An den flacheren Hängen zwischen den Steinriegeln wird heute noch die Landschaft als Streuobstwiese, Garten oder Viehweide genutzt. Inzwischen liegen auch einige Flächen brach. Hier hat sich nahezu ungestört eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt angesiedelt.
Am besten können Sie unsere einmalige Riegellandschaft von oben ansehen. Aus dem Weltall (Google Earth) ist unsere einzigartige Landschaft gut zu erkennen. Diese Landschaft gibt unserem Ort Oberstetten und dem Vorbachtal einen unverwechselbaren Charakter.
Als südlichster Ort im Main-Tauber Kreis wird hier schon seit Jahrhunderten Wein angebaut. Von den einst über 80ha Anbaufläche in Oberstetten sind heute noch 5 Winzertriebe mit einer Anbaufläche von 1,2 ha übrig geblieben. So dürfte Oberstetten einer der kleinsten Orte in Württemberg sein, in dem noch Weinbau betrieben wird.
Auf den Flächen am Oberen Tal wird überwiegend Schwarzriesling angebaut, welcher in den 90er Jahren bis zur Jahrtausendwende angepflanzt wurde. Auf kleinen Flächen gedeihen auch Müller-Thurgau und Silvaner, hier sind noch Rebstöcke dabei, die in den 60er Jahren angepflanzt wurden und noch heute im Ertrag stehen. Auch moderne Rotweinsorten, wie Acolon und Zweigelt werden hier angebaut.
Wurde im 18. und 19. Jahrhundert der Wein selbst gekeltert, ausgebaut und später an durchreisende Händler verkauft, schloss man sich später zu einer Genossenschaft in Niederstetten zusammen. Hier entstand der weit bekannte Schillerwein, der durch seine Rosefarbe auffällt. Beim Schillerwein werden die roten und weißen Trauben gemeinsam gekeltert.
Durch die Fusion mit den Weingärtnern in Markelsheim ging die Genossenschaft Niederstetten später in die Weingärtnergenossenschaft Markelsheim über. Bis heute wird der gesamte Ertrag von der Weingärtnergenossenschaft Markelsheim verarbeitet und abgefühlt.
Ein Übersicht der Weine finden Sie unter: www.markelsheimer-wein.de